Es geht weiter mit dem Beginners Blog. In diesem berichtet Juli über ihre Erlebnisse bei den ersten Crossrennen, was dazu gehört an der Startlinie zu stehen und dass es nicht alles nur ernst ist, sondern auch gelacht wird!
Eigentlich wäre ich in Südspanien gewesen. Und hätte auf dem Rennrad die Berge um Malaga entdeckt. Doch an der Costa del Sol gab es keinen Sonnenschein, sondern nur strömenden Regen. Stattdessen entschloss ich mich kurzfristig doch das Rennen in Herxheim mitzufahren. So könnte ich an allen Rennen der Serie teilnehmen. Das wäre cool.
Das Rad war gerichtet und ich wusste ungefähr was auf mich zu kommen würde. Leider hatte es nicht für viel Training gereicht aber ein Radkumpel schickte mir ein Video mit dem Streckenverlauf. Das schaute ich mir zu Vorbereitung an. Der Kurs schien mit den vielen Rampen genau nach meinem Geschmack. Die Wettervorhersage versprach außerdem einen trockenen und sonnigen Herbsttag. Es könnte ein perfekter Renntag werden. Wäre da nicht dieses Brett, das man überwinden sollte. Auf- und absteigen ist immer noch nicht meine Stärke.
Wie angekündigt erwarteten uns am Renntag in Herxheim wunderschönes Herbstwetter und schnelle, trockene Bedingungen auf der Strecke. Mein Radkumpel meinte: „Das ist doch überhaupt kein Crosswetter.“ Aber ich freute mich, dass es nicht so matschig und rutschig war wie beim Rennen in Baiersbronn. Doch als wir uns dann auf der Strecke warm fuhren, merkte ich, dass auch der Kopf mit Rennen fährt. Ich war zwei Tage zuvor gestürzt. Nicht schlimm, aber ich nahm wahr, wie ich weniger mutig und risikobereit war als sonst. Etwas hemmte mich und irgendwie fühlte ich mich nicht richtig bereit für dieses Rennen.
So gut es ging versuchte ich vor dem Start diese Gedanken zur Seite zu schieben. Dank der tollen Mädels in meinem Starterfeld gelang mir das auch. Die Stimmung unter uns Frauen war vor dem Start wirklich klasse. Es wurden Witze gemacht und sich gegenseitig Mut zugesprochen. Ich merkte, dass ich mit meinem Respekt vor dem Rennen nicht allein war. Vielen ging es ähnlich und das machte mir Mut.
Mit dem Start wurden die zweifelnden Stimmen in meinem Kopf dann noch leiser. Ich war wieder im Renntunnel. Die Strecke forderte meine volle Aufmerksamkeit. Man denkt beim Rennen immer nur von Abschnitt zu Abschnitt: Da vorne kommt die erste Rampe. Runterschalten. Rampe hoch. Hochschalten. Vollgas auf der Geraden. Rampe wieder runter. Ausklicken. Absteigen. Treppe hoch. Aufsteigen. Und dann: Ein Brett! Mein Radkumpel hatte mir erzählt, dass es dieses Brett im letzten Jahr in der Hobbyklasse nicht gegeben hatte und, dass es dieses Jahr bestimmt auch so sein würde. Falsch gedacht! Ein 30 cm hohes Brett kann ein ganz schön großes Hindernis sein! Das Abbremsen und Auf- und Absteigen nahm mir einiges an Schwung. Die führenden vier Frauen, an welchen ich die erste Runde gut dranbleiben konnte, waren danach über alle Berge. Ein ordentlicher Dämpfer für meine Motivation.
Den ersten Beginners Blog der Saison gibt es hier.
Insgesamt lief das Rennen nicht so locker und leicht wie das erste in Baiersbronn. Irgendetwas schien mich zu bremsen. Hinderte mich daran alles zu geben. Zwischendurch, als die Oberschenkel zu brennen begannen, sehnte ich das Ende herbei. Ich sprach mir selbst Mut zu: „Noch 12 Minuten. Das schaffst du!“. Und auf einmal legte sich in meinem Kopf ein Schalter um. In der letzten Runde konnte ich endlich alles geben. Ich ignorierte meine brennenden Beine und gab noch einmal ordentlich Gas. Schlussendlich reichte es für Platz fünf. Das war in Ordnung für mich. Und ich war nach diesem Rennen um einige Erfahrungen reicher. Ich glaube das ist der wichtigste Teil beim Rennen fahren. Erfahrungen machen und daraus lernen. Bis zum nächsten Rennen werde ich sicherlich das Auf- und Absteigen trainieren und einige Intervalleinheiten einplanen, um schneller zu werden. Mal sehen, wie es dann in Rheinzabern klappt